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Holding - die verschiedene Phasen
von Richard E. Stephens



es ist so wie es ist
Die Kontaktphase

Die Kontaktphase kann man als die Zeitspanne bezeichnen, in der zwei Menschen zusammenkommen, um sich festzuhalten, in der Hoffnung, dadurch ihre Bindung zu erneuern und zu verbessern.

Wenn es sich um Erwachsene handelt, z.B. ein Ehepaar, daß etwas klären will, dann umarmen sich die beiden eng und schauen sich dabei tief in die Augen. Auch wenn ein Elternteil sein Kind auf den Schoß nimmt, hält er es so, daß ein guter Blickkontakt möglich ist.

Es kann sein, daß bei dieser Phase zunächst Gefühle des Trostes und der innigen Nähe auftreten und das kann eine Zeitlang so bleiben. Aus dem einfachen Grunde, daß beide miteinander in so engen körperlichen Kontakt stehen, ist es möglich, einander ihre tiefsten Empfindungen mitzuteilen und alle Probleme in Angriff zu nehmen.

Wenn das Holding jedoch aus Verärgerung, Traurigkeit u.ä. Gefühlen heraus begonnen wird, dann kommt es zu vehementer Ablehnung und man kommt in die Ablehnungsphase.

Um zu verdeutlichen, wie wichtig die Kontaktphase beim Holding sein kann, möchte ich hier das Beispiel von Aimée und ihrer Mutter anführen.

Schon über ein Jahr wurde Aimée gehalten. Dies hatte zu einer gut fundierten und beglückenden Beziehung zwischen den beiden geführt. Auf der Basis dieser, durch das Holding wieder aufgebauten, Beziehung begann Aimée's Mutter, sich täglich eine Viertelstunde Zeit für das Mädchen zu nehmen, um sich mit ihr über die täglichen Geschehnisse auszutauschen. Für Aimée war dies eine "ganz besondere" Zeit, da die Mutter sich hier ihr ganz allein zuwendete. Die "besonderen Gespräche" bestanden meist aus leichter, direkter Kommunikation, wobei sich beide offen in die Augen sahen. Während dieser Sitzungen konnte Aimée der Mutter ihre Gefühle, ihre Freude und die Frustrationen, die das Leben einer Vierjährigen ausmachen, mitteilen. Auch die Mutter nutzte diese Zeit, um ihre Tochter an ihren Gedanken, Gefühlen und Überlegungen teilhaben zu lassen. Die Interaktion, die hier in der Kontaktphase stattfand, erleichterte das gegenseitige Verständnis und ließ ein Gefühl von Nähe aufkommen. Danach konnten beide wieder zufrieden zur normalen Tagesroutine zurückkehren.

Bei dem eben geschilderten Geschehen mündet die Kontaktphase direkt in die Ausgleichsphase. Das ist immer der Fall, wenn sich eine Beziehung in relativ guter Harmonie befindet.

Doch gelegentlich gab es auch mal wieder eine Sitzung, die ganz anders verlief. Immer dann, wenn es zwischen Aimée und ihrer Mutter aus irgendeinem Grund nicht stimmte, wenn sie wieder auf Distanz gingen. Dann zeigte Aimée, daß sie keine Lust zum Reden hatte und sie wich dem Blickkontakt aus. Sie reagierte dann meistens wieder sehr heftig, war entweder sehr traurig oder auch sehr wütend und weigerte sich, der Mutter ihre Gefühle zu zeigen. Ihre Mutter hatte aber inzwischen gelernt, dieses Verhalten richtig zu deuten. Es war nämlich ein Zeichen, daß Aimée Hilfe braucht. Es ist wieder einmal an der Zeit, sie fest zu umarmen, obwohl sie sich dagegen wehrt und somit spontan von der Kontaktphase in die Ablehnungsphase überwechselt.



Die
Ablehnungsphase
Ablehnung herrscht dann vor, wenn ein besonders schmerzhaftes Gefühl berührt wird; dabei spielt es keine Rolle, ob dieses Gefühl die Person selbst oder die Beziehung betrifft. In den allermeisten Fällen repräsentiert die oft heftige Reaktion aber nicht die Ablehnung des Gegenübers, sondern die Ablehnung eines Gefühls, das nicht ausgedrückt werden kann.

Kinder reagieren in der Ablehnungsphase häufig folgendermaßen: Sie führen Gründe an, warum man sie loslassen sollte, wie z.B. "Es tut weh!" oder "Ich muß Pipi machen!". Manchmal fragen sogar kleine Kinder:" Findest du, daß das fair ist, was du mit mir machst?" Wenn der Erwachsene sich nicht beirren läßt und weiter festhält, kommt es oft vor, daß das Kind anfängt, laut zu schreien, die Mutter oder den Vater beschimpft, mit den Füßen tritt, spuckt, vor Wut rot anläuft oder herzergreifend heult.

Erwachsene, die gehalten werden, reagieren in der Ablehnungsphase meistens mit Verleugnung, Provokation oder Anklage. So sagen sie z.B.: "Laß mich doch in Ruhe! Seit wann kümmert es dich, wie es mir geht?" oder "Du bist nie da, wenn ich dich brauche. Glaubst du denn, daß du hiermit alles wieder gutmachen kannst?"

Es muß hier betont werden, daß in der Ablehnungsphase die gehaltene Person die Standfestigkeit und Willensstärke des Partners bzw. des Elternteils testet. Gleichgültig wie schmerzhaft oder erschreckend diese Phase auch sein mag, ist es äußerst wichtig, jetzt nicht nachzugeben. Der Gehaltene überprüft nämlich hier die eigenen Befürchtungen in Bezug zu dem anderen.

Zum Beispiel schrie Evelyn ihren Mann Thomas in der Ablehnungsphase an:" Du kannst ruhig aufhören, mich zu halten, unsere Ehe ist sowieso am Ende!" Thomas war erschüttert, aber zum Glück ließ er sich nicht abschrecken, sondern hielt seine Frau weiter fest, bis sie gemeinsam die Ausgleichsphase erreicht hatten. Nach der Holding-Sitzung wurde Evelyn gefragt, warum sie das gesagt habe; es kam nämlich während des Haltens heraus, daß nicht die Ehe das Problem war, sondern ihre eigenen Gefühle der Unsicherheit. Sie gestand nun, daß sie ihren Mann provoziert und verletzt hatte, weil sie sich ihren Gefühlen nicht stellen wollte. Aber wenn er sie in diesem Moment wirklich losgelassen hätte, wäre ihre Ehe wohl tatsächlich gefährdet gewesen. Da er aber nicht aufgegeben hatte, sie trotz ihrer Provokationen weiter festhielt, wußte sie nun, daß er sie wirklich liebt.

Manchmal können Kinder, besonders wenn sie noch sehr klein sind, ihre starken Gefühle der Trauer oder ihre Wut nicht verbalisieren, sie können nur laut schreien oder jämmerlich weinen. Es ist dann sehr wichtig, daß die Eltern dem Kind signalisieren, daß das völlig in Ordnung ist. Sie könnten z.B. sagen: "Ich weiß, daß du wütend auf mich bist, schrei es jetzt einfach heraus!" oder " Deine Gefühle wurden sehr verletzt und du möchtest jetzt weinen, tu' es ruhig!" Solche Bemerkungen zeigen dem Kind, daß seine Emotionen akzeptiert werden, daß man es annimmt. In der Sicherheit der haltenden Umarmung gibt man dem Kind die Möglichkeit, die Gefühle auszudrücken und schließlich zu verarbeiten.


Die
Konfrontationsphase

Irgendwann kommt beim Holding die Zeit, über die Ursachen der quälenden Gefühle oder des Konflikts zu sprechen. Dies geschieht in der Konfrontationsphase. Oft läßt sich diese Phase nicht getrennt von der Ablehnungsphase betrachten. Sie muß auch nicht immer auf die Ablehnungsphase folgen. Es ist möglich, daß man wegen spezieller Probleme das Holding bewußt mit einer Provokation einleitet. Dann löst die Konfrontation die Ablehnung aus und die Konfrontationsphase kommt vor der Ablehnungsphase.

Andererseits, wenn ein Mensch blinde Wut oder abgrundtiefe Trauer empfindet, dann ist es unmöglich, über die Ursachen der Gefühle zu sprechen, bevor er sich nicht "Luft gemacht hat". Deshalb ist es nicht immer vorhersagbar, daß eine Phase in die nächste übergeht, Es gibt eben kein Kochrezept für das Holding. Im Gegenteil, derjenige, der hält, sollte offen und flexibel bleiben und den Gehaltenen unterstützen. Er sollte einfach alles auf sich zukommen lassen und es geschehen lassen, ohne eine 'Strategie' zu verfolgen.

Sven war ein normaler und glücklicher Sechsjähriger, der zu seinen Eltern eine gute Beziehung hatte. Sein Problem war sein dreijähriger Bruder Markus. Aber das war nicht immer so, im Gegenteil. Als Markus noch klein war, zeigte Sven eine überraschende Verantwortlichkeit für ihn und half seiner Mutter, den Kleinen zu versorgen. In letzter Zeit jedoch benahm Sven sich so, daß man glauben mußte, er sei eifersüchtig auf Markus. Er provozierte ihn ständig und gelegentlich schlug er ihn sogar. Als er sich wieder einmal seinem Bruder gegenüber deutlich aggressiv verhielt, entschloß sich sein Vater spontan, ihn zu halten.

Er schnappte seinen Sohn, setzte ihn sich auf den Schoß und hielt seinen Kopf so, daß er ihm in die Augen sehen mußte. Er sagte mit fester, lauter Stimme: "Sven, du hast deinen Bruder eben geschlagen. Kannst du mir sagen warum?" Sven versuchte, dem Blick seines Vaters auszuweichen und begann mit den Füßen zu treten. Der Vater hielt ihn deshalb noch ein bißchen stärker fest. Noch einmal forderte er Sven auf, ihm zu sagen, warum er Markus geschlagen hat. Sven weigerte sich wieder, zu antworten und versuchte, sich loszureißen.

Nach weiteren zehn Minuten verzweifelten Kämpfens sagte Bernd, der Vater, mit gereizter Stimme: "Sven, es ärgert mich sehr, wenn ich sehe, wie du Markus in letzter Zeit behandelst. Sag mir jetzt endlich, was los ist!" Sven, der inzwischen völlig verschwitzt ist, schrie plötzlich mit hoher, sich überschlagender Stimme: "Markus fängt doch immer an! Er nimmt ständig meine Spielsachen und er nervt mich den ganzen Tag! Ich hasse ihn! Ich wünschte, ihr würdet ihn weggeben!" Darauf sein Vater, jetzt ruhiger:" Schau mal, Sven, ich bin sicher, daß Markus manchmal eine fürchterliche Nervensäge ist, aber das gibt dir nicht das Recht, ihn zu schlagen. Er bewundert dich als großen Bruder. Er möchte sein wie du und deshalb will er dir alles nachmachen." - "Nein!", kreischte Sven und begann bitterlich zu weinen. "Er soll mich in Ruhe lassen! Ich will, daß auch du mich in Ruhe läßt!"

Bernd ließ seinen Sohn eine Weile schluchzen, wobei er ihn aufmerksam betrachtete und sagte dann: " Ich glaube nicht, daß du wirklich in Ruhe gelassen werden willst. Wahrscheinlich willst du gerade das Gegenteil. Vielleicht meinst du, daß wir Markus zuviel Aufmerksamkeit geben und dich zuwenig beachten? Ist es so?" Da platzte es aus Sven heraus: "Ja, ich glaube, daß ihr Markus lieber habt als mich!", worauf sein Vater mit weicher Stimme erklärte: " Es stimmt schon, daß Markus sehr viel Aufmerksamkeit von uns braucht und auch bekommt. Aber wir lieben dich genau so sehr wie ihn. Tatsächlich haben wir genug Liebe für euch beide." Sven beobachtete seinen Vater, während er das sagte. Nachdem er sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte, fährt Bernd fort: "Ich bin froh, daß ich jetzt weiß, was in dir vorgeht. Ich kann dich jetzt verstehen. Mama und ich werden uns in Zukunft mehr Zeit für dich nehmen. Aber Sven, du mußt mir versprechen, daß du deinen Bruder nicht mehr schlägst. Wenn du wieder wütend auf ihn bist, oder meinst, du kämest wegen ihm zu kurz, dann sag es uns einfach und wir werden darüber sprechen. So wie jetzt."

Sven umarmte seinen Vater und war einverstanden. Er versprach, daß er Markus nicht mehr provozieren oder schlagen würde. Vater und Sohn schmusten dann noch ein wenig miteinander und spielten anschließend noch zusammen. Sven wirkte gelöst und glücklich. Plötzlich machte er den Vorschlag, den Bruder zu Spiel dazuzuholen. Dann sagte er: "Obwohl er mich manchmal ganz schön nervt, ist er doch ein ganz netter kleiner Bruder."

Wie man an dem eben geschilderten Beispiel sieht, waren Vater und Sohn gleichermaßen an der Konfrontationsphase beteiligt. Sven, als Kind, konnte nicht einfach sagen, daß er eifersüchtig war. Er verstand ja selbst nicht, was mit ihm los war. Er konnte sich nur durch sein Fehlverhalten Luft machen und dieses Verhalten wiederum zeigte dem Vater, daß etwas nicht stimmt. Als verantwortungsvoller Vater suchte er nach der Ursache des Problems. Dann arbeiteten sie zusammen an der Lösung des Problems und beide fühlten sich anschließend befreit und verstanden.

Jetzt könnte man fragen: "Wie aber halte ich ein Kleinkind, welches noch nicht reden kann? Wie kann ich ihm helfen, mit seinem ganz besonderen Lebensstress fertig zu werden?"

Ich werde nie die erste Konfrontationsphase mit einem zehn Monate alten Mädchen vergessen.

Katharina hatte seit ihrer Geburt extreme Eß- und Schlafstörungen. Wenn man ihr in die Augen schaute, sah man sehr viel Furcht und Schmerz darin. In der Annahme, daß Katharinas Geburt - eine Saugglockengeburt - der Grund für ihre Probleme war, entschlossen wir uns, auf diese Tatsache beim nächsten Holding einzugehen.

Anja, Katharinas Mutter, wurde von mir angewiesen, ihrer Tochter beim Holding zu beschreiben, wie die Geburt verlaufen war. Also erzählte die Mutter ihrer kleinen Tochter nun sehr detailliert, wie es war und daß sie sich vorstellen könne, daß es für Katharina sehr schmerzhaft gewesen sei. Zunächst schien es so, als hörte Katharina ihrer Mutter gar nicht zu, sie schien sich nur extrem unwohl zu fühlen. Man könnte sagen, daß sie eine sehr aktive Ablehnungsphase durchlief. Dann, auf einmal, schaute sie ihrer Mutter mit einem verblüffend klaren Ausdruck des Erkennens an.

Anja sprach weiter darüber, wie schrecklich es für Katharina gewesen sein mußte, so gewaltsam mit der Saugglocke herausgezogen zu werden. Dabei lag in ihrer Stimme ihre ganze Anteilnahme, Zärtlichkeit und Liebe. Katharina fing an, bitterlich zu schluchzen, so herzzerreißend, wie ich noch nie ein Baby habe weinen hören.

Anja erklärte dann ihrer Tochter, daß, obwohl die Geburt für beide so schmerzhaft gewesen sei, sie sie nun doch sehr liebe und daß sie immer für sie sorgen wolle. Nichts könne das ändern. Katharinas Schluchzen ebbte langsam ab. Ihre Augen suchten wieder den Blick der Mutter und als sie ihm begegnete, huschte ein erlösendes Lächeln über ihr Gesicht, gefolgt von einem tiefen Seufzer.

Wieviel Katharina tatsächlich von dem, was ihre Mutter sagte, verstand, sei dahingestellt. Die tiefen Gefühle aber, die zwischen Mutter und Kind zum Ausdruck kamen und der große Wunsch, eine Bindung herzustellen, war zweifellos verstanden worden. Dieses Holding hatte zur Folge, daß Katharinas Eß- und Schlafprobleme von einem Tag auf den anderen verschwanden. Katharina wurde ein zufriedenes, ausgeglichenes und glückliches Kind, wie man es sich nicht besser vorstellen kann.

Die
Ausgleichsphase

Die Ausgleichsphase hat dann begonnen, wenn die beiden Menschen, die sich halten, sowohl körperlich als auch gefühlsmäßig im Gleichklang sind. Man empfindet eine innige Zärtlichkeit für den anderen, denn man kennt ja jetzt seine Bedürfnisse und Wünsche besser und versteht seine Gefühle in ihren verschiedenen Nuancen. Ein tiefes Glücksgefühl stellt sich nicht zuletzt auch deshalb ein, weil hier zwei Menschen die Getrenntheit und Isolation überwunden haben, unter der sie wegen ihrer aufgestauten, nicht ausgedrückten Gefühle so gelitten hatten. Jetzt können sie endlich wieder eine richtige Beziehung zueinander aufnehmen, nicht als zwei getrennte Individuen, sondern als Teile einer Einheit.

In dieser Phase kommt es durchaus auch vor, daß man nicht mehr sagen kann, ob die Freude, die Befreiung und die Annahme von einem selbst oder vom andern gefühlt wird - und letztlich spielt das auch keine Rolle. Beide konnten teilhaben an dem Entstehen einer neuen Gestalt, einer Art von Kraftfeld, eines neuen Seins.

Eine vollendete Ausgleichsphase, wie sie eben beschrieben wurde, ist aber keinesfalls das eigentliche Ziel des Holding. Das heißt, eine Ausgleichsphase ist nicht etwas, was man zielgerichtet anpeilen, geschweige denn erzwingen kann. So wie wir es zuvor mit dem taoistischen Konzept des WU-WEI erklärten, sollte auch die Ausgleichsphase von selbst geschehen, ganz im 'Fluß der Dinge'. Wie sie sich dann entfaltet, hängt unter anderem von den Problemen ab, die zur Sprache gekommen sind, aber auch von der Beharrlichkeit der beteiligten Personen, eine Lösung zu finden, von der Dauer der Holding-Sitzung, von der körperlichen und seelischen Konstitution der Haltenden, ihrer Fähigkeit den Gefühlen freien Lauf zu lassen, der Tageszeit und vielen anderen Faktoren.

Oft ist nicht mehr als eine Annäherung an eine Lösung möglich, wir sprechen dann von einer teilweise erreichten Ausgleichsphase. Viele der aufgestauten Gefühle mögen zum Ausdruck gekommen sein, aber andere Ursachen für Streß können trotzdem noch immer vorhanden sein. Eine teilweise Ausgleichsphase sollte nie als Mißerfolg gesehen werden, denn sie hat die Betroffenen immerhin ein schönes Stück weiter gebracht Die wiedergefundene Sicherheit als Ergebnis der offenen Kommunikation und der körperlichen Nähe wird früher oder später eine vollendete Ausgleichsphase erlauben. Aber erst dann, wenn die Zeit dafür reif ist.

Es ist wichtig, sich klar zu machen, daß jede Holding-Sitzung etwas Einmaliges ist. Wie sie sich entwickelt, hängt ganz von den Umständen, die zu ihr geführt haben und von den Menschen, die daran teilhaben, ab. Was ich beschrieben habe, sollte lediglich einen ersten Eindruck vermitteln, von dem was Holding ist und was man damit erreichen kann. Denken Sie aber immer daran, daß jeder der Holding praktiziert, früher oder später seinen eigenen Stil finden wird.


Holding im Vergleich zum
Festhalten

Ich möchte hier einen kurzen Vergleich anstellen zwischen dem zuvor beschriebenen Holding und der Festhaltemethode, wie sie üblicherweise hier in Deutschland praktiziert wird.

Wie wir gesehen haben, setzt sich das Holding aus vier möglichen Phasen zusammen: der Kontaktphase, der Widerstandsphase, der Konfrontationsphase und schließlich der Ausgleichsphase. Es ist wichtig zu verstehen, daß beim Holding die Kontaktphase als die wichtigste Phase gesehen wird. Denn hier ist es, daß die Partner zusammentreffen, um sich mitzuteilen oder, wenn nötig, Probleme zu besprechen und zu lösen. Das wiederum führt schließlich zu einer Beziehung, die im Gleichgewicht ist. Wenn aufgestaute Gefühle auftauchen, die verleugnet oder verdrängt werden, dann werden sie beim Holding direkt in Angriff genommen und gründlich bearbeitet. Jedoch wird hier der Widerstand zu keiner Zeit an erster Stelle und unverzichtbar für ein erfolgreiches Halten gesehen. Wenn Widerstand auftritt, wird er zum Thema, wenn nicht, auch gut. Widerstand wird nicht etwa künstlich hervorgerufen, nur damit keine Phase ausgelassen wird. Mit oder ohne Widerstand kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Partner zu gegenseitigem Einverständnis gelangen. Das ist dann die Ausgleichsphase.

Im Gegensatz zum Holding besteht die Festhaltemethode nur aus zwei aufeinanderfolgenden Schritten oder Phasen, welche sind: die Widerstands- und die Entspannungsphase. Die Widerstandsphase spielt eine äußerst wichtige Rolle bei der Festhaltetheorie, wie folgendes Zitat beweist: "Dem Widerstand kommt beim Festhalten eine zentrale Bedeutung zu, denn er ist die Bedingung, ohne die Festhalten nicht möglich ist, gleichzeitig aber auch der Stein des Anstoßes."1

Die Anhänger der Festhaltetherapie glauben, daß nur nach heftigem Widerstand der gehaltenen Person eine richtige Entspannungsphase möglich ist. Deshalb ist das "Mobilisieren des Widerstands"2 auch so wichtig, und es wird sogar dazu geraten, "...den Widerstand, der sich im Ausschreien, Kämpfen, in Muskelanspannung und Schwitzen äußert, das innerliche Streiten der beiden Gefühlspole und das Hadern mit der Liebe möglichst lange herauszufordern"3.

Jahrelange Erfahrungen, zuerst mit der Festhaltetherapie und dann seiner Weiterentwicklung, dem Holding, hat immer wieder gezeigt, daß es absolut keinen empirischen Beweis für diese Forderung gibt. Bei einer solchen Betonung des Widerstands kann es aber leicht geschehen, daß man zu Mitteln greift, ihn zu erzeugen, die alles andere als human sind. Zum Beispiel im Fall eines 9 Monate alten Mädchens mit einer Eßstörung, dessen Mutter zum Anleiten zu einem bekannten Festhaltetherapeuten ging. Es wird berichtet, daß folgendes geschah: "Franziska lag auf dem Rücken, ganz versteckt unter dem Bauch der Mutter."4 DiesesVorgehen wurde monatelang fortgesetzt, um das Kind zum Essen zu bringen, und sogar von den Eltern abgewandelt, um noch mehr Widerstand zu produzieren, wie Franziska's Vater schreibt: "...daß unser Kind das Festhalten so stark brauchte, daß wir uns im abgedunkelten Schlafzimmer auf sie legten."5

Ich vertrete meinerseits die Ansicht, daß wer solche Gefühle wie Widerstand künstlich hervorruft, auch wenn sie im Moment gar nicht vorhanden sind, menschliche Emotionen weder versteht noch respektiert. Denn Gefühle kommen und gehen nicht auf Befehl, und sie sollten auch nicht erzwungen oder manipuliert werden. Ein Taoist würde sagen: Der Frühling kommt und das Gras wächst von allein - aber müssen wir lernen das zuzulassen.

Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, daß die vorhergehenden Bemerkungen nicht eine Kritik an der Festhaltetherapie an sich darstellen oder an denjenigen, die sie praktizieren ohne die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß es einen besseren Weg geben könnte. Ich möchte lediglich die einseitige Perspektive in Frage stellen, oder besser gesagt, den blinden Glauben an die Unentbehrlichkeit der Widerstandsphase. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß auch das Festhalten eine sehr wertvolle und effektive Therapie sein kann, besonders für autistische, geistig behinderte oder verhaltensgestörte Kinder. Aber man muß diese Methode mit Vorsicht und zusammen mit anderen Therapien anwenden (z.B. Verhaltenstherapie, Krankengymnastik, Familientherapie etc.). Als eine therapeutische Methode orientiert sich das Festhalten an einem medizinischen Krankheitsmodell, dessen Ziel die Behandlung eines abnormen Zustandes ist. Hier genau liegt das Problem. Wenn es nämlich eine Krankheit gibt, wie z.B. eine Infektion oder eine Krebserkrankung, dann muß sie natürlich mit allen Mitteln bekämpft und schließlich besiegt werden. Ein solcher Kampf ist immer auch mit Gewalt verbunden, und hier unterliegen die Festhaltetherapeuten einem Trugschluß.

1 Prekop, J.: Hättest du mich festgehalten: Grundlagen und Anwendung de Festhalte-Therapie. München, 1989, S. 135
2 dito, S. 120
3 dito, S. 123
4 dito, S. 136
5 schriftlicher Bericht eines Vaters von 1995

Die Holding-Methode, wie ich sie beschrieben habe, hat zwar gewisse Ähnlichkeiten mit dem Festhalten, ist aber weiter entwickelt und umfassender im Ansatz. Beim Holding gibt es keine Krankheit, kein Übel, das ausgerottet werden muß, sondern ein vorübergehendes Ungleichgewicht, welches auf sanfte Weise und langsam wieder ausgeglichen werden kann. Deshalb fundiert das Holding sozusagen auf einem sehr praktikablen sozialen Interaktionsmodell6, das bestrebt ist, allen Beteiligten die Möglichkeit zu geben, auf eine effektive, gesunde und vor allem normale Art und Weise miteinander umzugehen.

Holding - Beziehungen in Balance von Richard E. Stephens

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